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Was war der Tiefpunkt meiner Erlebnisse als Assistenzarzt und Forscher in der Transplantationsschirur…

Was war der Tiefpunkt meiner Erlebnisse als Assistenzarzt und Forscher in der Transplantationschirurgie?

Ein Oberarzt versuchte mich zu nötigen, eine kerngesunde Mutter von der “Lebensspende” zu überzeugen. Nach Vorstellung dieses Oberarztes und unseres Chefarztes sollte die junge Frau damit ihrem Mann die Chance geben, dessen “Leben zu retten”.

Dieser Ehemann aber war in jedem Fall todgeweiht. Er leidet an einem cholangiozellulärem Karzinom (CCC). Mit oder ohne “Spende” hatte er nur noch wenige Monate zu leben. Jeder Arzt wusste das. Die “Spender”-Operation aber wäre für die Mutter ein erhebliches Risiko. Selbst wenn sie diese OP gut überstünde wäre ihr Leben danach vermutlich nie wie wieder das gleiche. Die gemeinsame Tochter von elf Jahren würde in jedem Fall ihren Vater verlieren. Im Falle einer “Lebensspende” vielleicht sogar ihre Mutter. Warum wollten die “Elitechirurgen” diese OP? Ihr dürft raten.

“Bist Du nicht einer vom Team? Du gehörst doch dazu? Du willst doch hier bleiben?”. Das entgegnete mir Oberarzt Stefan B., als ich weigerte, die Mutter bei unserem bevorstehenden Termin von der Spende zu “überzeugen”. Das ist einige Jahre her. Wie lebendig dieser Geist unter den Transplantations-Ärzten heute noch ist, mögt Ihr Euch fragen. Gestern, nach meinem letzten Post zum Thema “Organspende”, pöbelte mich ein früherer Assistenzarzt-Kollege von Stefan B. und mir hier X öffentlich an. Ich sollte doch lieber den Mund halten.

Was wurde aus dem Mann und der Mutter? Die “Spende” fand statt. Der Oberarzt sagte meinen Termin mit der Mutter ab und übernahm ihn selbst. Der Mann starb einige Wochen nach der OP. Die Mutter sah ich danach wieder, in der “Nachsorge”-Sprechstunde. Die OP überstand sie technisch gut. Ihre Bauchwunde heilte.

Kurz nachdem sie das Sprechzimmer betrat und mit mir allein war, brach sie in Tränen aus. Das Leben ihrer Tochter und ihres seien “zerstört”. Sie habe nie “spenden” wollen. Sie fühle sie sich vergewaltigt. Die Ärzte und ihr Mann hätten ihr erklärt, nur sie könne “sein Leben retten”. Jedes Mal, wenn ihre Tochter heute ihren Bauch sieht, bricht sie weinend zusammen und hat Angst, auch Mama zu verlieren. Ihre Erinnerungen an ihren toten Ehemann seien nun untrennbar mit ihrer eigenen Verstümmelung und dem Gefühl der “Vergewaltigung” verbunden.

Die Transplantations-Industrie ist etwas zu tiefst widerwärtiges. Am schlimmsten daran sind, wie so oft, die Ärzte, die sie aus Selbstsucht ermöglichen. Keine Worte werden der Verachtung gerecht, die ich für meine früheren Kollegen empfinde.

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