Herkunft des Begriffs Impfen

17.06.2013 zuletzt geändert: 20.02.2022

“Impfen, verb. reg. act. den Zweig eines Baumes zur Fortpflanzung in die Rinde oder den Stamm eines andern befestigen, damit er mit ihnen zusammen wachse. Kirschen auf wilde Stämme, Äpfel auf Birnstämme impfen. In den Spalt impfen, wenn das Reis in einen Spalt, welcher in den oben abgeschnittenen jungen Stamm gemacht werden, gesetzet wird. In die Rinde impfen, wenn es in die gespaltene Rinde gesetzet wird. In den Kerb impfen, wenn es in eine Kerbe gesetzet wird, welche man in einen alten Stamm gehauen hat.

Auch Krankheiten impfet man ein, wenn man sie durch Versetzung der Krankheits=Materie in den Körper fortpflanzt. Es ist im Oberdeutschen am üblichsten; im Hochdeutschen gebraucht man dafür pfropfen und in andern Gegenden pelzen. Aus dem Folgenden wird erhellen, daß es eigentlich die Fortpflanzung vermittelst eines Reises, nicht aber vermittelst eines Auges, wie Gottsched will, bedeutet, und daher von äugeln, oculieren, genau zu reden, noch verschieden ist. S. Einimpfen. Anm. Bey dem Notker impiton, inserere, in Borhorns Glossen kimpitota, inseruit, im Schwabenspiegel ympfen, ehedem auch impren, empren, im Angels. impan, im Engl. to imp, im Schwed. ympa. Schon in dem Salischen Gesetze ist Impotus ein Pfropfreis, nicht, wie Eckhard will, von dem Lat. Impositus, sondern von in und dem Holländ. Poote, Pote, Nieders. Pate, ein Pfropfreis, eine Pflanze, ein junger Baum, Griech. [phytón], daher inpaten im Nieders. einpflanzen, Griech. [imphyteyan], bedeutet, woraus das Oberdeutsche impfen in engerer Bedeutung entlehnet zu seyn scheinet. Das mittlere Latein. entare, Franz. enter, impfen, stammen gleichfalls daher, so wie das Engl. Impes, Imp, ein Pfropfreis, Wallis. Imp, Dän. Impe, Ympe, daraus verkürzet worden. Auf ähnliche Art sagen die Niedersachsen für impfen risen, von Ris, ein Reis, Pfropfreis. Das mittlere Latein. entare, Franz. enter, impfen, stammen gleichfalls daher, so wie das Engl. Impes, Imp, ein Pfropfreis, Wallis. Imp, Dän. Impe, Ympe, daraus verkürzet worden. Auf ähnliche Art sagen die Niedersachsen für impfen risen, von Ris, ein Reis, Pfropfreis. Die Impfwunde, plur. die -n, bey den Ärzten, die Wunde, welche bey der Einimpfung der Blattern, in die Haut gemacht wird.” – Johann Christoph Adelung: Grammatikalisch-kritisches Wörterbuch F-L, Leipzig 1796, S. 1366 [Hervorh. von uns].
Impfen im Althochdeutschen impfōn* 2, imphōn*, ahd., sw. V. (2): nhd. pflanzen, einpfropfen, pfropfen; ne. plant (V.), inoculate; ÜG.: lat. conserere (V.) (1) Gl, plantare? Gl; Vw.: s. ana-; Q.: Gl (2. Hälfte 12. Jh.); E.: germ. *impitōn, sw. V., pfropfen, veredeln; s. lat. imputāre, V., anrechnen, in Rechung bringen, zurechnen, zuschreiben; vgl. lat. in, Präp., in, an, drin, dran, drauf, hinein; lat. putāre, V., putzen, reinigen, schneiden, rechnen, berechnen; vgl. idg. *en (1), *n̥, *h₁n, Präp., in, Pokorny 311; idg. *pēu-, *pəu-, *pū̆-, V., hauen, schlagen, Pokorny 827, EWAhd 5, 63; W.: mhd. impfen, sw. V., impfen, pfropfen; nhd. impfen, sw. V., ein fremdes Reis in einen Baumstamm einfügen, impfen, DW 10, 2079 impfunga* 2, imphunga*, ahd., st. F. (ō): nhd. Pfropfung, Pfropfen (N.); ne. inoculation; ÜG.: lat. insertio Gl; Q.: Gl (12. Jh.); I.: z. T. Lw. lat. imputāre; E.: s. impfōn, EWAhd 5, 63; W.: nhd. Impfung, F., Impfung, Pflanzung, Okulieren, DW 10, 2081 imphōn*, ahd., sw. V. (2): Vw.: s. impfōn* imphunga*, ahd., st. F. (ō): Vw.: s. impfunga* impitōn* 8, ahd., sw. V. (2): nhd. „impfen“, pfropfen, einpfropfen, pflanzen, bepflanzen; ne. inoculate, plant (V.); ÜG.: lat. conserere (V.) (1) Gl, inserere (V.) (1) Gl, NGl, plantare Gl; Vw.: s. ana-, gi-; Q.: Gl (3. Viertel 9. Jh.), NGl; E.: germ. *impitōn, sw. V., pfropfen, veredeln; s. lat. imputāre, V., anrechnen, in Rechung bringen, zurechnen, zuschreiben; vgl. lat. in, Präp., in, an, drin, dran, drauf, hinein; lat. putāre, V., putzen, reinigen, schneiden, rechnen, berechnen; vgl. idg. *en (1), *n̥, *h₁n, Präp., in, Pokorny 311; idg. *pēu-, *pəu-, *pū̆-, V., hauen, schlagen, Pokorny 827, EWAhd 5, 63; W.: s. mhd. impfeten, inpfeten, impfen, sw. V., impfen, pfropfen; vgl. nhd. impfen, sw. V., impfen, ein fremdes Reis in einen Baumstamm einfügen, DW 10, 2079; L.: Seebold, Chronologisches Wörterbuch des deutschen Wortschatzes 2, 441b (impitōn); Son.: Smr02 = Sankt Galler Bibelglossar III (Sankt Gallen, Stiftsbibliothek 299) (3. Viertel 9. Jh.) impitunga* 1, imptunga, ahd., st. F. (ō): nhd. Pfropfung, Pflanzung, Pfropfen (N.); ne. inoculation, planting (N.); ÜG.: lat. insertio Gl; Q.: Gl (12. Jh.); I.: z. T. Lüs. lat. imputatio, z. T. Lw. lat. imputatio; E.: s. impitōn, EWAhd 5, 65 imptunga, ahd., st. F. (ō): Vw.: s. impitunga* – Gerhard Köbler: Althochdeutsches Wörterbuch, (6. Auflage) 2014

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