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Pocken

Die oben angeführten großherzoglichen Verordnungen von 1825 und 1828 gegen die Schafpocken waren übrigens, – wie das nicht anders zu erwarten war, von durchschlagendem Erfolge auf die Herabdrückung der Menschenpocken-Epidemien in Mecklenburg und den angrenzenden Ländern. Wo man mit Pulver und Blei gegen die Träger der Wollpocken, die Schafe, zu Felde zog, da mussten auch unter die Menschen die Pocken verschwinden, und sie verschwanden in der Tat.

In Mecklenburg musste durch diese und ähnliche landesherrliche Verordnungen ungemein viel Pockenstoff vernichtet werden; und da man überseeische Wolle noch nicht kannte, sondern nur einheimische verarbeitete, so hatte die Regierung es in der Gewalt, durch veterinärpolizeiliche Maßregeln das Pockengift von der Wolle und den Fellen fernzuhalten und es zu vertilgen.

Es wirkten also wie anderwärts, so auch in Mecklenburg, zwei Mächte einander entgegen: Die Menschen-Medizinalpolizei vermehrte durch das Impfen das Pockengift bei den Menschen, die Veterinärpolizei dagegen verstopfte die Quellen des Pockengiftes bei den Schafen.

Welcher von diesen beiden Mächten wird man die Herabminderung der Pockenseuche zuschreiben? Derjenigen etwa, welche den Brand schürte, – der Inokulation und Vakzination der Menschen? Oder nicht vielmehr derjenigen, welche den Pockenzunder im ganzen Lande bis zum letzten Funken in der Wolle löschte?

Aber auch in Mecklenburg waren dies alles für die Menschenärzte spanische Dörfer; man hatte für derartige volkswirtschaftliche Kulturfortschritte wie die Säuberung der Schaf- und Wollzucht von Pockengift kein Auge. Daher waren auch in Mecklenburg wie in Preußen die Ärzte nicht wenig erstaunt, als – nach dem Verschwinden der pockigen Wolle aus dem Verkehr – die Pockensterblichkeit mit einem Male sank.

Seltsam ist, dass kein einziger Arzt auf den Gedanken kam, dieses Sinken der Pockensterblichkeit sei die unausbleibliche Folge der Vertilgung des Pockengiftes aus der Schafwolle in Mecklenburg und den Nachbarländern.

 

Teil 9: Die natürliche Löschung der Menschenpocken-Epidemien in Württemberg im Jahre 1816/17

Königliche Verordnung vom 27. Juni 1816 gegen die Pocken der Schafe. Es wird verfügt:

(II. Anhang) § 3: „Die Pocken der Schafe sind als eine höchst ansteckende Krankheit geschildert, die sich namentlich in Frankreich unter den Schafen von Zeit zu Zeit von selbst erzeugt, ähnlich derjenigen, welche unter gleichem Namen bei den Menschen vorkommen. Der gesunde Teil der Herde ist von dem erkrankten schleunigst zu trennen.“

§ 51: „Auch der Schäfer und der Eigentümer der Schafe ist verbunden, sobald er nur eine ungewöhnliche Krankheitserscheinung … entdeckt, sogleich die Anzeige bei der Obrigkeit des Orts zu machen.“

§ 52: „Der Ortsvorsteher hat, sofern es sich um solche Schafe handelt, die erst die Grenze des Königreichs überschritten haben, die ganze Herde, unter der die Krankheit sich zeigte, sogleich in das Gebiet, woher sie kam, zurückzuweisen, bei anderen Schafen aber unverweilt an das Polizeiamt zu berichten.“

§ 54: „Die Berührung der kranken Schafe mit anderen, mit deren Weiden, Tränken, Pferchen und Stallungen muss auf jede Weise verhütet werden, so dass Personen, die  mit der Wartung kranker Schafe sich beschäftigen, nicht in die Nähe gesunder kommen, und dass besonders die Stallungen, in denen sich die kranken befanden, nicht für andere Schafe benutzt werden. Sollten einzelne an der Krankheit fallen, so sind sie in gehöriger Entfernung von der Weide sowie von der Landstraße tief genug zu verscharren.“

§ 55: „Auch die übrigen Schafe, welche mit den erkrankten in derselben Herde zusammengelaufen sind, dürfen, wenn sich gleich noch keine Spuren der Krankheit an ihnen gezeigt haben sollten, ohne ausdrückliche Erlaubnis des Medizinal-Kollegiums nicht weiter gebracht werden.“ …

Der königlichen Verordnung vom 27. Juni 1816 waren in demselben Jahren noch zwei scharfe Verordnungen und eine Bekanntmachung vorausgegangen: eine königliche Verordnung vom 14. März 1816 „wegen der aus Frankreich kommenden pockenkranken Schafe“ (und vom 7. Juni 1816 betreffend Schafpocken), ferner eine Bekanntmachung vom 16. Sept. 1816 „wegen mehrerer Schafkrankheiten, besonders der Pocken.“

Kaum war im Jahre 1816 in Württemberg die veterinärpolizeiliche Ausrottung des Pockengiftes in den Schafställen und in der Schafwolle, an den Grenzen und in den Binnenorten durchgeführt worden, da sehen wir schon in dem darauffolgenden Jahr 1817 auch die Pocken bei den Menschen im ganzen Lande verschwinden: Ursache und Wirkung in rascher Aufeinanderfolge.

Nach vollständiger Löschung der Seuche durch die Veterinärpolizei kommt aber auch in Württemberg im Jahre 1818 die Impferei als hinkender Bote nachgezogen (Impfgesetz vom 25. Juni 1818). Möge der gesunde Menschenverstand sich die Frage beantworten:

Was hat in Württemberg die – von Dr. Elsässer beschriebene – Pockenepidemie von 1815-1817 erzeugt? Was hat sie im Jahre 1817 gelöscht? War es vielleicht die allgemeine Einführung der Impfung, welche die Menschenblattern vertrieb? Nein, denn die Impfung kam post festum [Redewendung, wörtlich: „nach dem Fest“]. Oder war nicht vielmehr die veterinärpolizeiliche Beseitigung der rohen Pockenwolle aus dem Verkehr im Jahre 1816 die rettende Tat, welche die Pocken verschwinden machte?

Schon im Jahre 1808 begegnen wir in Württemberg den ersten Maßregeln gegen die Pockenwolle. Ein „Protokoll vom 22. April 1808 gegen pockenkranke Schafherden“ fällt zeitlich zusammen mit einer „Generalverordnung des königlichen Medizinal-Departments vom 8. Mai 1808“ gegen die Menschenpocken. In der letzteren wird ausdrücklich befohlen, dass die Ärzte bei andern Krankenbesuchen vorher andere Kleider anlegen sollten.

Ähnliche Vorschriften bekommen die Hebammen. Es heißt dabei: „Eine schleunige und streng durchgeführte Absonderung der Pockenkranken hat jedes Mal vollkommen ihrem Zweck entsprochen. Beispiele Urach, Ulm, Ertingen, wo sofort durch die Sperrung die Pockenseuche gelöscht wurde.“

Die sanitätspolizeilichen Maßregeln gingen noch weiter. Die Verordnung besagte: „Sobald irgendwo in einem Hause die Kinderblattern sich zeigen, wird dasselbe auf der Stelle einer strengen Sperre, wozu nötigenfalls Militär zu requirieren ist, unterworfen.“

Nun kommt aber der Zopf: Den vernünftigen und energischen Löschmaßregeln gegen die Pocken der Schafe und der Menschen bleibt das erbärmliche Anhängsel des Impfaberglaubens nicht erspart, denn es heißt in der „Generalverordnung“ weiter: „Es wird aber auch den Einwohnern der Gebrauch der Schutzpocken  nachträglich empfohlen.“

Aber die Pockensterblichkeit war wie im Jahre 1817, so auch im Jahre 1808 bereits gesunken, bevor noch diese Mahnung zum Impfen von den Einwohnern befolgt werden konnte.

Es ist ein merkwürdiger Zug von Schwäche des menschlichen Geistes, dass man, selbst wo die wahren Ursachen der Pockenlöschung so durchsichtig zu Tage liegen, gleichwohl vor diesen die Augen schließt und sich immer nur an die mystische Impferei anklammert und sie als das unfehlbare Zaubermittel gegen die Pocken anpreist. Es muss in der Tat in der „exakten“ naturwissenschaftlichen Forschung noch vieles faul sein, dass es so schwer hält, den Blick sonst gebildeter Ärzte und Professoren von dem Impfaberglauben abzuziehen und auf die natürliche Seuchenlöscher hinzulenken.

Im Jahre 1814 wiederholt sich dasselbe Schauspiel: Die zwei Löschkonkurrenten, Sperrpolizei und Desinfektion auf der einen, die Impfspielerei auf der anderen Seite, werden gegen die Pocken in Tätigkeit gesetzt. In einer Generalverordnung vom 16. Mai 1814 wird nachdrücklich eingeschärft, dass die von den Pockenkranken gebrauchte Wäsche und Bettgeräte mit Lauge gewaschen, Bettstroh aber verbrannt werde. Dabei werden ausführliche Anweisungen über die Verkehrssperre gegeben. Die Häuserabsperrung musste noch drei Wochen nach vollkommener Genesung der Pockenkranken durchgeführt werden. Die Wirkung konnte nicht ausbleiben.

Aber von den unausbleiblichen durchschlagenden Wirkungen dieser vernünftigen Maßregeln schmarotzte wieder die Schutzpockenimpfung, die sich heranschlich. Denn gleichzeitig befiehlt eine Verordnung vom 16. April desselben Jahres die Errichtung von Schutzpockenimpfungsanstalten!!

Die württembergischen Ärzte, impfgläubig wie sie waren, hatten für jene wirklich mächtigen Seuchenlöscher und ihre Erfolge weder Sinn noch Schätzung. Sie sahen weder die Aufräumung des Wollpockengiftes im Schafstalle noch den Löschapparat der Sanitätspolizei. Sie sahen nur und übten nur das Impfgeschäft.

Und jedes Mal, wenn durch die Sanitäts- und die Veterinärpolizei ein Pockenbrand gelöscht worden war, traten die Impfer aus dem Dunkel hervor und brüsteten sich in Wort und Schrift: „Seht, das haben wir mit unserer Impfnadel getan!“

Die großartigen handgreiflichen Leistungen der Sanitätspolizei wurden dem Volke wohlweislich verkleinert und verschwiegen. Das Volk sollte daran gewöhnt werden, in Zeiten der Pockennot seinen ganzen Verlass auf die Wunder der Impflanzette zu setzen.

Es ist, als wenn die Fabel von der Heuschrecke, welche von dem festgefahren Lastwagen springt und sich rühmt, durch diesen Sprung das Flottwerden des Biergespanns bewirkt zu haben, eigens als Spott auf die Impfwunder erfunden worden wäre.

Ich könnte fortfahren und noch aus vielen anderen Ländern zahlreiche Verordnungen, Bekanntmachungen, Reskripte [Bescheide, Verfügungen], Protokolle und Ministerialverfügungen anführen, welche alle die Ausrottung des Pockengiftes aus den Schafen und der Wolle zum Gegenstande haben – eine Maßregel, welche man im vorigen Jahrhundert noch nicht kannte. Aber ich glaube, meine Leser werden vorläufig an Obigem genug haben, um mit diesen großartigen Maßregeln wirklicher Pockentilgung die zwerghaften Impfgesetze zu vergleichen.

Nur für Schweden, welches bis zum Jahre 1879 so vielfach von den Anhängern der Impfung als ein Musterland der Impfwunder verherrlicht wurde, will ich noch den Zusammenhang des Sinkens der Pockensterblichkeit mit dem Nachlassen der Pocken bei den Schafen nachweisen.

 

Teil 10: Das vergleichende Studium der Tier- und Menschenblattern

Auch in Schweden vollzog sich im Anfange unseres Jahrhunderts ein großes Sinken der Pockensterblichkeit und zwar um das Jahr 1801. Sie sank im Jahre 1801 von 5.100 Todesfällen des Jahres 1800 auf 2.500, im Jahre 1802 auf 600, im Jahre 1805 auf 450. Was erklärt uns hier dieses Zurückweichen der Pocken?

In Schweden liegen die Verhältnisse allerdings etwas anders als in den übrigen, von uns bereits besprochenen Ländern. Während in den letzteren die einheimische Schafzucht den Woll- und Häute-Bedarf deckte, bezog Schweden seinen Hauptbedarf an Wolle aus anderen Ländern und zwar meist über Danzig aus Podolien [heute Grenzgebiet Ukraine/Moldawien], einem Lande, in welchem die Schafpocken endemisch waren, und wo vor 1807 kein Verbot gegen die Verwertung und den Verkauf pockiger Schafswolle bestand.

In Schweden mussten daher die pockendämpfenden Einflüsse mehr in dem Wollhandel, auf dem Wollmarkte, als in der Wollzüchtung, mehr in Schwankungen der Wolleinfuhr, als in veterinärpolizeilichen Verordnungen gegen die Schafpocken gesucht werden. Das Rätsel des großen Pockensinkens in Schweden, 16 Jahre vor allgemeiner Einführung der Kuhpockenimpfung, löst sich wie folgt:

Dieses Sinken der Pockensterblichkeit war ein zu plötzliches und zu gewaltiges, als dass bloßer Zufall es erklären könnte. Ich sagte mir daher: Jenseits des Jahres 1801, in welchem das große Sinken der Pockensterblichkeit begann, müssen, wie in Preußen, Württemberg etc., so auch in Schwedens Kulturgeschichte genau bestimmbare Vorgänge liegen, welche diese auffallende Niederdrückung der Pockensterblichkeit als die Wirkung dieser Vorgänge erkennen lassen.

Ich glaube sie in der Einfuhr pockenverdächtiger Wolle gefunden zu haben. Die Handelsstatistik der Wolleinfuhr in Schweden beginnt leider erst von dem Jahre 1790. Im Jahre 1790 bezog Schweden 91.000 Pfund Rohwolle allein aus Danzig, dem Sammelpunkte für podolische Ausfuhrwolle. Die Pockensterblichkeit betrug damals 2.700 auf eine Million Einwohner.

1792 wurden nur noch 59.000 Pfund dieser verdächtigen Wolle eingeführt: Die Sterblichkeit an Pocken sinkt von 2.700 auf 900. Im Jahre 1793 wird Schweden von fremder, besonders Danziger, Schafswolle überschwemmt: 163.000 Pfund, darunter mehr als 151.000 Pfund aus Podolien, werden eingeführt, also fast das Dreifache gegen das Vorjahr.

Proportional zu dieser gesteigerten Einfuhr pockenverdächtiger Weichselwolle [die Wolle aus Podolien wurde offenbar über den Fluss Weichsel angeliefert] steigt die Zahl der Pockentodesfälle in Schweden von 900 auf 1.800, also um 100 Prozent.

Das Jahr 1794 bringt 180.000 Pfund Weichselwolle auf den schwedischen Markt, das Jahr 1795 sogar 229.000 Pfund. Dementsprechend sehen wir die Pockensterblichkeit im Jahre 1794 von 900 des Vorjahres auf 1.800, im Jahre 1795 auf 2.900 steigen.

Das Jahr 1799 und 1800 bilden den Höhepunkt der Einfuhr fremder Wolle mit 405.000 bzw. 417.000 Pfund, darunter über die Hälfte Weichsel-Wolle. Das Jahr 1800 ist aber auch zugleich der Höhepunkt der Pockensterblichkeit: 5.100 auf eine Million Einwohner.

Die Pockensterblichkeit ist, trotz Inokulation und beginnender Vakzination, parallel zur Einfuhr pockenverdächtiger Rohwolle, gegen die des Jahres 1789 um mehr als das Achtfache gestiegen.

Merkwürdig ist das Jahr 1801 in Schweden. Die Pockensterblichkeit sinkt von 5.100 auf 2.500. Es ist dies das Wunderjahr, von welchem alle Anhänger der Impfschutzlehre behaupten, dass damals die Kuhpockenimpfung allgemein eingeführt worden und darum die Sterblichkeit an Pocken plötzlich gesunken sei.

Sie haben zwar endlich erkannt und 1879 auf dem Ärztetag in Eisenach auch bekannt, dass an dieser Behauptung kein wahres Wort, also die ganze Lehre von dem Einflusse der Impfung auf das geschichtliche große Sinken der Pockensterblichkeit ein großer Irrtum war..

Aber dieses Sinken hielt an, so dass in den Jahren 1802, 1803, 1804 jährlich nur noch 600, im Jahre 1805 nur noch 450 pro Million Einwohner an den Pocken starben. Dieses Sinken konnte eben so wenig Zufall sein, wie vordem das Ansteigen der Pockenepidemien. Auch hierfür finden wir die Lösung in der Statistik des Wollverkehrs.

Die pockenverdächtige podolische Wolle hat im Jahre 1801 den schwedischen Markt beinahe plötzlich verlassen, ihre Einfuhr ist von 232.000 des Vorjahres auf 28.000, also auf ein Achtel, im Jahre 1802 auf 18.000, also auf kaum ein Zwölftel des Quantums vom Jahre 1800 gesunken.

Diesem Zurückweichen der pockenverdächtigen Wolle folgt das Sinken der Pockensterblichkeit auf dem Fuße – wiederum Ursache und Wirkung in schönster Aufeinanderfolge.

Im Jahr 1809 beherrscht die englische Wolle den schwedischen Markt. Auch diese ist von dem Verdachte, teilweise aus pockigen Schafherden zu stammen, nicht freizusprechen. 1808 wurden 94.000 und 1809 sogar 114.000 Pfund englischer Wolle eingeführt.

Da steigt sofort im Jahre 1809 die Pockensterblichkeit wieder zu einer ungewöhnlichen Höhe, nämlich von 750 auf 1.000 Todesfälle.

Im Jahre 1810 verschwindet die englische Wolle wieder vom Markte. Schweden bezieht seine Wolle  aus Dänemark, wo die Fabrikwäsche zur Entschweißung der Wolle eingeführt ist: Die Pockensterblichkeit sinkt wieder um ein Sechstel, 1811 um die Hälfte des Vorjahres. Die Staffel ist folgende:

Jahr                 Pocken-Todesfälle
1809                1.000
1810                    350
1811                    300
1812                    150

1874, als über 90 Prozent der Bevölkerung geimpft war, betrug die Pockensterblichkeit  wieder 960 pro Million, in Stockholm sogar 7.920 auf 1 Million.

 

Teil 11: Das vergleichende Studium der Tier- und Menschenblattern

In diesem Zeitabschnitt des Kampfes gegen die Wollpocken, und zwar lange nach dem großen Sinken der Pockensterblichkeit, fällt die Einführung der Kuhpockenimpfung (Vakzination) durch Jenner. Sie trat an die Stelle der bisherigen Menschenpockenimpfung (Variolation oder Inokulation).

Was von der Jennerschen sogenannten Erfindung, also von der Einführung der Vakzination an Stelle der Inokulation überhaupt zu sagen ist, lässt sich in die folgenden Worte zusammenfassen: Die Einführung der Kuhpockenimpfung fand statt nicht im ersten, sondern im zweiten Jahrzehnt  des 19. Jahrhunderts. Sie hat das im ersten Jahrzehnt großartig begonnene Sinken der Pockensterblichkeit nicht wesentlich aufgehalten.

Herr Medizinalrat Dr. Flinzer hat auf dem Ärztetage von Eisenach im Jahre 1879 diesen selben Gedanken unter dem Beifalle aller Deligierten der Ärztevereine Deutschlands in den folgenden Worten ausgedrückt:

„Wenn man die (d. h. die von mir ausgearbeitete, Dr. O.) Tabelle ansieht, so überzeugt man sich, dass die Abfallkurve (der Pockensterblichkeit im Anfange unseres Jahrhunderts) viel früher eintritt, ehe die Vakzination von Erfolg gewesen sein kann.“

Durch diesen Ausspruch auf dem Ärztetag von Eisenach ist die Lehre von der pockendämpfenden Wirkung der Kuhpockenimpfung von Seiten der Vertreter des ärztlichen Standes in das Reich der Fabeln verwiesen, und wir können nur nicht begreifen, wie nach einem so offenen Irrtumsbekenntnis des Ärztevereinsbundes noch drei Jahre haben vergehen können, ohne dass man in der Medizinerwelt auch nur Miene macht, mit dem alten Aberglauben endlich aufzuräumen.

Wenn die Anhänger der Kuhpockenimpfung das Sinken der Pockensterblichkeit im Anfange unseres Jahrhunderts für eine Wirkung der neuen, der Jennerschen Impfmethode ausgeben, so wird von denselben die allgemeine Einführung der Kuhpockenimpfung verwechselt mit der Erfindung derselben, das Datum der ersteren mit dem Datum der letzteren.

Und doch liegen zwischen der sogenannten Erfindung und der Einführung der Impfung in den verschiedenen Ländern Zeiträume von 20 bis 40 Jahren! Diese Verwechslung der beiden Begriffe „Erfindung“ und „Einführung“ der Impfung war die Ursache der vielen Selbsttäuschungen der Ärzte über den vermeintlichen Einfluss der Kuhpockenimpfung auf das Verschwinden der Pocken.

Es wäre geradezu lächerlich, das Sinken der Pockensterblichkeit, z. B. in Schweden um das Jahr 1801, von der Tatsache herzuleiten, dass damals in dem fernen England ein Chirurg sich mit den Versuchen abplagte, statt nach der bisherigen Weise mit dem Gifte pockenkranker Menschen, mit dem Gifte pockenkranker Kühe zu inokulieren.

Wir fragen uns: Wie konnten vernünftige Leute auf den Einfall kommen, das Sinken der Pockensterblichkeit im Anfange unseres Jahrhunderts sei durch die Kuhpockenimpfung,  welche doch viel später eingeführt wurde, bewirkt worden? Herr Dr. Guttstadt, der Schöpfer jener wundersamen Pockenstatistik, auf welche die Reichsgesetzgebung sich stützt, gibt uns Aufschluss. In seiner Abhandlung „Die Pockenepidemien in Preußen“ schreibt er zur Begründung seiner Behauptung wörtlich folgende Sätze:

„Die Sterblichkeit an Pocken hat in einer Weise abgenommen, dass der Zufall als mitwirkende Ursache auszuschließen ist. Und es wird niemand auftreten können, der eine andere Erklärung für diese Erscheinung geben kann als die, dass die Schutzpockenimpfung die Ursache ist für die Abnahme der Sterblichkeit an Pocken, so unvollkommen auch dieselbe ausgeübt wird.“

In diesen Sätzen Guttstadts, von tausenden Ärzten gläubig nachgebetet, offenbart sich eine Macht des Vorurteils, welche Berge zu versetzen vermag. Denn dass die „Abnahme der Pockensterblichkeit“ und die „Schutzpockenimpfung“ zwei Dinge sind, welche um 15 bis 25 Jahre auseinanderliegen, und dass gar die Abnahme der Pockensterblichkeit das Vorausgehende ist und die Impfung 15 bis 20 Jahre später kommt, das hat „die großen Geister“ wenig gekümmert. Genug, alle Autoritäten schrieben den Unsinn nach, und so wurde er für die deutsche Gesetzgebung zu einem Glaubenssatz.

Gesetzt, im Anfange unseres Jahrhunderts habe eine Gleichzeitigkeit oder eine Aufeinanderfolge von Einführung der Impfung und Abnahme der Pockensterblichkeit bestanden, was Guttstadt offenbar geglaubt hat, so würde diese Gleichzeitigkeit noch immer kein zureichender Grund gewesen sein, aus ihr das zu folgern, was Guttstadt aus ihr gefolgert hat, nämlich einen ursächlichen Zusammenhang.

Nun hat aber, wie wir gesehen und was die Autoritäten selbst zugestehen, eine solche Gleichzeitigkeit keineswegs, sondern ihr Gegenteil bestanden. Auch haben wir mit unserer Theorie geschichtlich und statistisch gezeigt, dass jemand „auftreten kann, der für das Abnehmen der Pockensterblichkeit eine andere Erklärung geben kann, als dass die Schutzpockenimpfung es verursacht habe.“

Hiernach muss Guttstadt und müssen mit ihm alle Autoritäten, welche für die Impfschutztheorie je die Feder geführt, die Irrlehre, die sie ausgestreut, widerrufen. Einen anderen Ausweg gibt es für diese Herren nicht mehr. Stillschweigend haben sie das auch bereits getan.

 


Kommentar: Daß die Uni Regensburg Dr. Oidtmann nachdruckt, erstaunt, denn er wurde zum Impfgegner. Bereits 1876, kurz nach dem Reichsimpfgesetz der Jesuiten mit einer Stimme Mehrheit im Reichstag, brachte er die wohl erste impfgegnerische deutschsprachige Zeitschrift heraus, von der bisher erst zwei Hefte online verfügbar sind:

“Der Impfgegner: Organ der deutschen Impfgegner-Vereine. Zusatz anfangs: “Organ der Impfgegner Deutschlands und der übrigen deutschredenden Nationen – Oesterreich, Schweiz, Holland, zugleich Organ des Comités des internationalen Verbandes der Impfgegner aller Länder ” und “Monatsschrift für praktische Volkswohlfahrt und naturgemäße Gesundheitspflege / herausgegeben vom Deutschen Reichsverband zur Bekämpfung der Impfung (DRBI)”, Hrsg. Dr. med. Heinrich Oidtmann (1833-1890). Erschienen: 1.1876 – 2.1877; [N.S.] 1.1883 – 2.1884; 7.1889,8/9 – 33.1915,10; 36.1918,11; 40.1922 – 44.1926[?]. Bisher 2 Hefte von 1883 und 1890 als pdf.”
https://impfen-nein-danke.de/downloads2/#historisch


Weiterführend:
https://impfen-nein-danke.de/pocken/
https://impfen-nein-danke.de/pockenimpfung-1882-nutzlos/
https://impfen-nein-danke.de/impfschaden-pocken/
https://impfen-nein-danke.de/vom-irrtum-zum-betrug/


16.09.2022: Kate Sugak: Die Wahrheit über die Pocken

Pocken. Allein schon dieses Wort lässt uns erschaudern. Trotz des Kalten Krieges schlossen sich 1958 die Sowjetunion, die Vereinigten Staaten und andere Länder zusammen, um die Weltbevölkerung von dieser schrecklichen Krankheit zu befreien. Alle Konflikte und Unruhen zwischen den Staatsoberhäuptern dieser Mächte wurden beiseite gelegt, um die gemeinsamen Anstrengungen auf die Herstellung und Lieferung von Impfstoffen zu konzentrieren, insbesondere für die Entwicklungsländer, für die das Problem der Pocken ein größeres Problem darstellte als Hunger, Wasserverschmutzung und Mangel an notwendigen Ressourcen.

Es waren die Pocken und die massive Kampagne zu ihrer “Ausrottung”, die das Impfen schließlich auch in den entlegensten Winkeln unserer Welt populär machten, und die Befürworter von Impfstoffen ziehen in Debatten mit denjenigen, die die Notwendigkeit dieser Verfahren anzweifeln, immer wieder den Trumpf der “Ausrottung” der Pocken hervor.

Dieses Video räumt nicht nur mit dem weit verbreiteten Mythos von der Existenz des Pockenvirus auf, sondern auch mit dem Mythos von der Existenz der Pocken als eigenständige Krankheit und ihrer “Ausrottung”.

👉🏻📖Verweise auf die in “Die Wahrheit über die Pocken” genannten Quellen und zusätzliches Material.
Kate Sugak – Sources of ‘The truth about smallpox’ video



Kate Sugak: The truth about smallpox

Smallpox. Just this word alone makes us shiver. In 1958, despite the Cold War, the Soviet Union, the United States and other countries united to rid the world’s population of this terrible disease. All conflicts and turmoil between the heads of these powers were set aside in order to focus joint efforts on vaccine production and supply, especially to developing countries, where the problem of smallpox was of greater concern to them than hunger, water pollution and lack of necessary resources.

It was smallpox and the massive campaign of its “eradication” it that finally popularized vaccination even in the most remote corners of our world, and vaccine advocates always pull out the trump card of smallpox “eradication” in debates with those who doubt the necessity of these procedures.

This video dispels not only the popular myth about the existence of the smallpox virus, but also the myth about the existence of smallpox as an independent disease and its “eradication”.

The Russian version of this video https://odysee.com/@katie.su:7/vsyapravdaobospe:2

References to the sources mentioned in “The truth about smallpox.” and additional material:
Kate Sugak – Smallpox description

Pocken
Photo: Kate Sugak, mit freundlicher Genehmigung.

Video in weiteren Sprachen:
Russian
French
Italian


Weiterführend:

klein-klein-aktuell 1-2003 – Leseprobe Preisausschreiben Pockenvirus  English: 10.000 reward for the smallpox-virus
Hauptseite: Downloads 4


23.09.2022: Dr. Thomas Cowan: All About Smallpox
Pocken


24.09.2023, Dr. Peter F. Mayer, tkp: Lehren aus dem Pockenimpfstoff Desaster für die monströsen Impfschäden durch Spike-Proteine

Zitat: “Als der Pockenimpfstoff im Jahr 1796 entwickelt wurde, stieß er in der Ärzteschaft auf große Skepsis, zunächst, weil es so gut wie keine unterstützenden Daten gab, und dann, weil er einfach nicht funktionierte. Nichtsdestotrotz wurde der Impfstoff von den Regierungen auf der ganzen Welt schnell übernommen, da er eine einfache Lösung für die Pockenbekämpfung von oben nach unten bot (was die Regierungen immer bevorzugen), und die Ärzteschaft unterstützte ihn allmählich, da sie durch die Impfungen sowohl politische Macht als auch Geld erhielt.

Viele Ärzte sprachen sich dennoch gegen den Impfstoff aus, wobei viele ihre Einwände mit belastbaren Daten untermauerten (z. B. zeigten große Kohorten, dass der Impfstoff die Pocken nicht verhinderte, und Erysipel (Wundrose), eine quälende und manchmal tödliche Hautinfektion, wurde häufig bei geimpften Personen beobachtet. Leider wurden diese abweichenden Ärzte zu einer immer kleiner werdenden Minderheit, und es gibt Berichte aus dieser Zeit, wonach Ärzte in den frühen Krankenhäusern medizinische Aufzeichnungen fälschten, um die Gefahren des Impfstoffs und seine Unwirksamkeit bei der Pockenprävention zu vertuschen.

Das größte Problem mit dem Pockenimpfstoff war jedoch, dass die Impfung das Auftreten der Pocken eher verstärkte als verringerte.

Pocken
Photo: Roman Bystrianyk, Suzanne Humphries, fair use.

Hinweis: Viele weitere Beispiele dafür, dass zunehmende Impfungen zu einem Anstieg der Pockenausbrüche führten, finden Sie hier im Originalartikel.

 

Als dies geschah, neigten die Regierungen dazu, auf diesen Notfall zu reagieren, indem sie ihn als Ergebnis einer nicht ausreichenden Durchimpfung betrachteten und alles in ihrer Macht Stehende taten, um die Impfraten zu erhöhen. Da sich die Arbeiterklasse sowohl der Gefahren des Pockenimpfstoffs als auch seiner Unwirksamkeit bewusst war, mussten immer härtere Maßnahmen ergriffen werden, um die Impfquoten weiterhin zu erfüllen.

Als die Lage immer weiter eskalierte, kam es zu Übergriffen auf die mit der Durchsetzung der Impfung betrauten Beamten, und es kam regelmäßig zu Aufständen. Dieses Zitat des emeritierten Professors F. W. Newman aus dem Jahr 1874 bringt die damalige Stimmung auf den Punkt:

“Eine anständige und zulässige Sprache fehlt mir, wenn ich auf etwas anspiele, das vor dreißig Jahren unglaublich erschienen wäre – die Anordnung der Impfung für ein zweites Kind einer Familie, wenn die Impfung das erste getötet hat; und dann den Vater wegen Verweigerung ins Gefängnis zu schicken.”

Anmerkung: Um den weit verbreiteten Misserfolgen ihres Impfstoffs zu begegnen, verlagerte die Ärzteschaft ihr Ziel von der lebenslangen “perfekten” Immunität durch den Impfstoff auf die Gewährleistung einer “milderen Krankheit”, ein Konzept, das bis heute fortbesteht (z. B. wurde es für die COVID-19-Impfstoffe verwendet).”

 


Komm.: Hervorh. von uns. Nach unserem Kenntnisstand gibt es keine Spikes von Viren, weil es die behaupteten Viren nicht gibt. An den Covid-Impfstoffen dürften vor allem die Nanolipide und ggf. noch geheime Zusatzstoffe der Hauptgrund für die dramatisch hohen und schweren “Nebenwirkungen” (die die einzigen Wirkungen sind) bis hin zur Todesfolge sein. Schon beim Schweinegrippe-Impfstoff waren es Nanoteilchen, die Hauptauslöser für die Impfschadenswelle waren und darum zur raschen Marktrücknahme führten, im Gegensatz zu den Covid-Impfstoffen, die eine doppelte Täuschung sind, weil sie weder Impfstoffe sind, noch auf der behaupteten mRNA beruhen, sondern auf noch schlimmerer modRNA.


Zitat: “Der Pockenimpfstoff gilt als bahnbrechender, historischer Triumph bei der Bekämpfung der Pocken-Krankheit. Wenn wir jedoch einen Blick in die Geschichte werfen, ist die Sache nicht so offensichtlich. Dies ist Teil 1 einer Serie von komplexen Geschichten über Impfstoffe. Wir untersuchen hier historische Daten und streben damit ein differenziertes Verständnis für die Wirksamkeit und Sicherheit von Impfstoffen an.

Im reichhaltigen Bild der medizinischen Wissenschaft ragen Impfstoffe als monumentale Errungenschaften heraus, die für ihre Rolle bei der Kontrolle, und manchmal sogar Ausrottung, einiger der tödlichsten Krankheiten der Menschheit gelobt werden. Doch die Geschichte der Impfstoffe ist nicht nur ein einfacher Bericht über einen wissenschaftlichen Triumph. Sie ist eine komplexe Darstellung, die über entwickelte Methoden, unterschiedlichen Perspektiven und Debatten über die Wirksamkeit und Sicherheit, geprägt ist.

Die Geschichte der Impfstoffe – insbesondere des Pockenimpfstoffs – ist mehr als ein Kapitel der Medizingeschichte. Sie spiegelt den Weg des Menschen wider, der von bahnbrechenden Entdeckungen, gesellschaftlichen Auswirkungen und ständigem Lernen geprägt ist. Die einstmals gefürchtete Pocken-Plage war die erste Krankheit, die durch Impfung ausgerottet werden konnte. Der Weg zu diesem Erfolg verlief jedoch nicht linear. Er war von Herausforderungen und Kontroversen durchzogen.

In dieser Reihe „Historische Impfstoffe“ werden wir die vielschichtige Geschichte der Impfstoffe erkunden, historische Daten untersuchen und ein differenziertes Verständnis der Wirksamkeit und Sicherheit von Impfstoffen gewinnen. Diese Reise beginnt mit der Pockenimpfung – einem Ausgangspunkt, der die Türen zur modernen Immunisierung öffnete. Zugleich warf der Impfstoff Fragen auf, die bis heute nachwirken.

Unsere kritische Bewertung soll eine abgerundete Perspektive bieten, die sich auf wissenschaftliche Daten stützt und durch den historischen Kontext bereichert wird. Tauchen Sie mit uns in die Vergangenheit ein, um die Gegenwart, sowie unsere Gedanken für die Zukunft der öffentlichen Gesundheit und der medizinischen Wissenschaft zu verstehen.”


24.05.2024: Dr. med. Gerd Reuther: Zur Geschichte der Impfungen

Universitäts-Dozent Dr. Gerd Reuther ist Radiologe und Medizinhistoriker. Beim Pressesymposium “Impfstoffzulassung, Impfempfehlung, Impfpflicht: Reichen die Daten?”, welches der MWGFD e.V. am 24. Mai 2024, abhielt, sprach Dr. Reuther über die Geschichte der Impfungen.

In den Schulbüchern kann man lesen, wie zuerst die Pocken und in der Folge eine Krankheit nach der anderen durch »sichere und effektive« Impfungen besiegt worden seien. Aber stimmt dies wirklich?

In seinem Vortrag machte Dr. Reuther deutlich, dass gerade die Pockenimpfung zu vielen schweren Nebenwirkungen geführt hatte, und auch, dass die meisten anderen Impfungen zumeist erst zu einem Zeitpunkt eingeführt wurden, an dem nur noch verhältnismäßig wenige Kinder an der betreffenden Infektion erkrankten und starben. Diesen Impfungen kam also im Kampf gegen diese Infektionskrankheiten bestenfalls eine untergeordnete Rolle zu. Dr. Reuther geht sogar noch einen Schritt weiter: “Impfzwänge verhinderten nirgends Epidemien. Im Gegenteil, es spricht alles dafür, dass Pockenepidemien erst durch die infektiösen Impflinge ausgelöst wurden.”


Berichte über frühe Pockenimpfungen im 18. und 19. Jahrhundert

Zitat: “Während meines Aufenthalts war ein alter chinesischer Arzt in Ma tang, der seit mehr denn einem Menschenalter in jedem Jahr hier durchreiste und bei alt und jung aufs beste eingeführt war. Er war Pockenspezialist, reiste auf die alte chinesische Methode der Variolation; in kleinen Bambusröhrchen hatte er Menschenpockenlymphe, mit der er alle Kinder bis zu zwölf Jahren, die zu ihm gebracht wurden, für 300 Cash »impfte« oder besser gesagt ansteckte. Er goß jedem einige Tropfen seiner Flüssigkeit in die Nase, worauf die Kinder vier oder sechs Tage später an Pocken (Variolois, in der Eingeborenensprache Dabram) erkrankten und bis zu einem oder zwei Dutzend Pockenpusteln im Gesicht und auf der Brust erhielten.

Seine Lymphe gewann er immer wieder unterwegs, indem er einzelne Pusteln vor ihrem Eintrocknen aufstach und ihren Inhalt sammelte. Er wählte dazu Kranke, die so wenig wie möglich Pocken hatten, verdünnte aber obendrein die gewonnene Lymphe mit Wasser. Nach seiner Ansicht wollte der Mann in erster Linie durch diese Verdünnung erreicht haben, daß seine Patienten nicht die schweren Pocken bekamen, und daß sie immer nach acht Tagen wieder gesundeten.

Ich ließ mir hierzu erzählen, daß in ganz Kin tschuan diese Variolationsmethode in Übung ist, und daß, wenn in einem Dorfe nur ein Teil der Kinder »geimpft« wird, der Rest der Kinder aber ohne Zutun des Variolationsspezialisten angesteckt wird, die nicht geimpften schwere Pocken, eine echte Variola, durchzumachen haben, weiter, daß die Variolation bei Erwachsenen viel schwerere Erscheinungen zeitigt als bei Kindern unter zwölf Jahren.”
– Dr. Albert Tafel: Meine Tibetreise (1914), Kap. XIV. Durchs Goldflußland

 

§ 33. II. Oder eine den schon kranken Menschen befallende, neue, stärkere Krankheit unterdrückt nur, so lange sie dauert, die alte, im Körper wohnende, ihr unähnliche Krankheit, hebt diese aber nie auf.

§. 33.

II. Oder die neue unähnliche Krankheit ist stärker. Hier wird die, woran der Kranke bisher litt, als die schwächere, von der stärkern hinzutretenden Krankheit so lange aufgeschoben und suspendirt, bis die neue wieder verflossen oder geheilt ist, dann kommt die alte ungeheilt wieder hervor. Zwei mit einer Art Fallsucht behaftete Kinder blieben nach Ansteckung mit dem Grindkopfe (tinea) von epileptischen Anfällen frei; sobald aber der Kopfausschlag wieder verging, war die Fallsucht wieder da, wie zuvor, nach Tulpius [Fußnote: Obs. lib. I. obs. 8]. Beobachtung.

Die Krätze, wie [Schöpf In Hufeland’s Journal, XV. II.] sah, verschwand, als der Scharbock eintrat, kam aber nach Heilung des Scharbocks wieder zum Vorscheine. So stand die geschwürige Lungensucht still, wie der Kranke von einem heftigen Typhus ergriffen ward, ging aber nach dessen Verlaufe wieder ihren Gang fort [Fußnote:  Chevalier in Hufeland’s neuesten Annalen der französischen Heilkunde. II. S. 192.].

– Tritt eine Manie zur Lungensucht, so wird diese mit allen ihren Symptomen von ersterer hinweggenommen; vergeht aber der Wahnsinn, so kehrt die Lungensucht gleich zurück und tödtet [Fußnote: Mania phthisi superveniens eam cum omnibus suis phaenomenis auffert, verum mox redit phthisis et occidit, abeunte mania. Reil, Memorab. Fasc. III. v. S. 171.].

– Wenn die Masern und Menschenpocken zugleich herrschen und beide dasselbe Kind angesteckt haben, so werden gewöhnlich die ausgebrochenen Masern von den dann hervorbrechenden Menschenpocken in ihrem Verlaufe aufgehalten, den sie nicht eher wieder fortsetzen, bis die Kindblattern abgeheilt sind; doch wurden nicht selten auch die nach der Einimpfung ausgebrochenen Menschenpocken von den indeß hervorkommenden Masern vier Tage lang suspendirt, wie Manget [Fußnote: In Edinb. med. Comment. Th. I. I.] bemerkte, nach deren Abschuppung die Pocken dann ihren Lauf bis zu Ende fortsetzen. Auch wenn der Impfstich von Menschenpocken schon sechs Tage gehaftet hatte, und die Masern nun ausbrachen, stand die Impf-Entzündung still, und die Pocken brachen nicht eher aus, bis die Masern ihren siebentägigen Verlauf vollendet hatten [Fußnote: John Hunter, über die vener. Krankheiten. S. 5.].

Den vierten oder fünften Tag nach eingeimpften Menschenpocken brachen bei einer Maser-Epidemie bei Vielen Masern aus, und verhinderten den Pockenausbruch, bis sie selbst vollkommen verlaufen waren, dann kamen erst die Pocken und verliefen gut [Fußnote: Rainey in med. Comment. of Edinb. III. S. 480.]. Das wahre, glatte, rothlaufartige, Sydenhamische [Fußnote: Auch von Withering und Plenciz sehr richtig beschrieben, vom Purpur aber (oder dem rothen Hunde), was man auch Scharlachfieber zu nennen beliebt, höchst verschieden.]

Scharlachfieber mit Bräune ward den vierten Tag durch den Ausbruch der Kuhpocke gehemmt, welche völlig bis zu Ende verlief, nach deren Endigung dann erst das Scharlachfieber sich wieder einstellte; so ward aber auch, da beide von gleicher Stärke zu seyn scheinen, die Kuhpocke am achten Tage von dem ausbrechenden wahren, glatten, Sydenhamischen Scharlachfieber suspendirt, und ihr rother Hof verschwand, bis das Scharlachfieber vorüber war, worauf die Kuhpocke sogleich ihren Weg bis zu Ende fortsetzte [Jenner in Medicinische Annalen, 1800. Aug. S. 747.].

Die Masern suspendirten die Kuhpocke: am achten Tage, da die Kuhpocken ihrer Vollkommenheit nahe waren, brachen die Masern aus, die Kuhpocken standen nun still, und erst da die Masern sich abschuppten, gingen die Kuhpocken wieder ihren Gang bis zur Vollendung, so daß sie den sechszehnten Tag aussahen, wie sonst am zehnten, wie Kortum beobachtete [Fußnote: In Hufeland’s Journal d. practischen Arzneikunde. XX. III. S. 50.].

Auch bei schon ausgebrochenen Masern schlug die Kuhpockenimpfung noch an, machte aber ihren Verlauf erst, da die Masern vorbei waren, wie ebenfalls Kortum bezeugt [Fußnote: A. a. O.].

Ich selbst sah einen Bauerwezel (angina parotidea, Mumps, Ziegenpeter, Tölpel) sogleich verschwinden, als die Schutzpockenimpfung gehaftet hatte und sich ihrer Vollkommenheit näherte; erst nach völligem Verlaufe der Kuhpocke und der Verschwindung ihres rothen Hofs trat diese fieberhafte Ohr- und Unterkiefer-Drüsengeschwulst von eignem Mjasm (der Bauerwezel) wieder hervor und durchging ihre siebentägige Verlaufzeit.

Und so suspendiren sich alle einander unähnliche Krankheiten, die stärkere die schwächere (wo sie sich nicht, wie bei acuten selten geschieht, compliciren), heilen einander aber nie.”

– Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst (4. A. 1829), Kap. 24

 

Zitat: “Von unsrem Umzug nach München sprach er schon als von einer abgemachten Sache – nur die Impffrage schuf ihm noch Bedenken, denn als ein leidenschaftlicher Anhänger des damals sehr bekannten Impfgegners Nittinger hatte er es durch jahrelangen Kampf mit den württembergischen Behörden dahin gebracht, seine Kinder vor der Pockenimpfung zu bewahren, und er fürchtete nun, in Bayern geringerer Toleranz zu begegnen als in der Heimat. (Es mag hier der Merkwürdigkeit halber erwähnt werden, dass später mein Bruder Edgar in seinem ärztlichen Beruf den Kampf, den der Vater als Laie geführt hatte, mit dem Rüstzeug der Wissenschaft fortsetzte.)”

– Isolde Kurz: Hermann Kurz (1906), Kap. Der Fremdling

 

Kloppe, Wolfgang: Johanna Schopenhauers Variolation nebst einigen Bemerkungen zur Geschichte der Pockenimpfung.
In: Medizinische Monatsschrift (Stuttgart). 28. Jahrg., Heft 2, Februar, S. 70—73. Die Pockenimpfung der Johanna Schopenhauer [Mutter von Arthur] und ihrer beiden älteren Schwestern erfolgte im April 1775 durch den Arzt Dr. Nathanael Matthaeus Wolf. Johanna beschreibt sie in ihrer Autobiographie.


 

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