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Tierversuche

Tierversuche
Foto: Antivivisektion e.V., fair use.

Tierversuche sind wissenschaftlich nicht vertretbar
von Dr. med. Werner Hartinger, Waldshut-Tiengen

Teil 1

Der korrekt analysierende und interpretierende Forscher in jeder experimentellen Disziplin kann aus seinem Versuch nichts anderes ersehen, als daß ein Tier unter den gegebenen Bedingungen eine bestimmte Reaktion oder Funktionsänderung seines Organismus erleidet bzw. diesen oder jenen operativen Eingriff gut oder schlecht vertragen hat.

Jede darüber hinausgehende Ergebnisübertragung in die menschliche Situation ist eine Spekulation, bestenfalls eine Hypothese. Das Experiment muß immer in gleicher Weise am Menschen wiederholt werden.

 

 


Wer ist zur Beurteilung der Tierversuchsergebnisse berechtigt?

Qualität und Folgen einer Erkenntnismethode können allein anhand ihrer Ergebnisse nach den Maßstäben der Wissenschaftslogik am Bezugsobjekt beurteilt werden, also am Menschen. Insofern ist der erfahrene Arzt wohl am geeignetsten, sich über den Wert und die Folgen von Tierversuchen in der Humanmedizin zu äußern. Weniger erscheint hier der Veterinärmediziner oder der Biologe zuständig, obwohl gerade diese Berufsgruppen die rigorosesten Befürworter der Experimente am Tier sind und in den entscheidenden Verwaltungsstellen meist ihre interessensgebundenen Vorstellungen durchsetzen können.

Mit ihren Interpretationen wird der menschliche Organismus und sein Krankheitsgeschehen im Sinne der Darwin’schen Evolutionstheorie mit dem eines Tieres biologisch gleichgesetzt und die unzähligen Verträglichkeits-, Wirkungs- und Kompensationsunterschiede zwischen Mensch und Tier ebenso ignoriert wie die breite Palette absolut unvergleichbarer psychosomatischer Krankheitsentstehungen. Diese Denkweise verlagert die Medizin als empirische Erfahrungsheilkunde in das Weltbild der Naturwissenschaft und Physik; der Organismus wird auf das Niveau einer Art Maschine reduziert und die Materie als Grundlage der Lebensvorgänge betrachtet. Damit werden aber die wesentlichsten Dimensionen des Individuums Mensch ausgeklammert, nämlich seine geistigen, seelischen und sozialen Bereiche, die für alle physiologischen und pathologischen Vorgänge im Körper von ausschlaggebender Bedeutung sind.

Wenn die menschlichen Erkrankungen und ihre Heilung sowie die Wirkungsmechanismen von Fremdsubstanzen und ihre Beteiligung am Krankheitsgeschehen berechtigterweise in dieser Form vom Veterinärmediziner, Biologen oder Gentechniker nach den von ihnen analytisch erfaßten, elementaren, nicht nur bei jeder Tierspezies verschiedenen und besonders zwischen Tier und Mensch unkalkulierbar unterschiedlichen physiologischen Funktionen beurteilt werden dürften, dann könnte man doch künftig auf das Medizinstudium und die klinische Forschung verzichten und sich im Krankheitsfalle vom Tierarzt oder Mikrobiologen behandeln lassen!?

Gedanken über die Krankheiten

Viele Ärzte sehen grundsätzliche Unterschiede zwischen einer durch chemische Fremdsubstanzen herbeigeführten Beeinflussung physiologischer Funktionen im Körper und einer bleibenden Normalisierung im Sinne von Krankheitsheilung. Kriterium in der Bewertung einer Therapiemethode ist für den Arzt allein der Heilerfolg und nicht eine naturwissenschaftlich erfaßbare Funktionsänderung im biologischen System. Es ist für ihn nicht vorstellbar, die medikamentöse Beseitigung der klinischen Symptomatik einer polykausal durch jahrelange, funktionsändernde Einflüsse entstandenen Krankheit als Heilung zu bezeichnen. Dieser wesentliche Unterschied in der ärztlichen Betrachtungsweise wird zwar von den naturwissenschaftlich ausgerichteten Forschern nicht immer akzeptiert, jedoch ist er ihnen wohl bekannt. Deshalb wird in der Pharmakologie sehr genau zwischen Wirkung und Wirksamkeit unterschieden, dies aber nicht immer in die Beurteilungsgrundlagen mit einbezogen.

Der große Kliniker Prof. Dr. Heinz Much präzisiert diesen Unterschied zwischen chemisch verursachter Funktionsänderung mit Symptomunterdrückung und Heilung einer menschlichen Krankheit wie folgt:

»Der größte Schaden der Tierexperimente ist die einfache Übertragung der Funktionsergebnisse auf den Menschen. Der Arzt am Krankenbett weiß, daß die ihm angebotene Wissenschaft alle paar Jahre ihr Gewand wechselt. Die das ärztliche Handeln begründende Beobachtung und Erfahrung ist unabhängig von der Naturwissenschaft. Daraus erklärt sich der Umstand, daß nur der Arzt am Krankenbett über die medizinischen Wissenschaften und ihre Ergebnisse zu sprechen in der Lage ist!«


Kritik der Denkweise

Es bedarf schon einer ungewöhnlich einseitigen Betrachtungsweise, die jährlich Zehntausenden von Medikamententoten in der BRD, die schädlichen Folgen der chemischen Fremdsubstanzen im Sinne ihrer krebserregenden, erbgut-, organ- und fruchtschädigenden sowie zunehmend allergisierenden Reaktionen, die seit Jahrzehnten zunehmende Zahl von Herz-Kreislauf-Toten und tödlichen Tumorbildungen und die bei stationären Behandlungen auftretenden 30% medikamentöser Nebenwirkungen zu übersehen (5).

Verschiedentlich versuchen Befürworter der tierexperimentellen Forschung, die in der Wissenschaft übliche und notwendige Methodenkritik als polemisch und emotional abzuwerten und stellen sich damit außerhalb einer objektiven Ergebnisbeurteilung.

Der Physiker und Nobelpreisträger Pauli betrachtet ebenso wie andere unvoreingenommen urteilende Wissenschaftler ein Experiment nur dann als wissenschaftlich und verwertbar, wenn es reproduzierbare Meßergebnisse liefert, die aus dem Gesamtzusammenhang herausgelöst ihre unveränderte Aussage behalten und von verfälschenden Einflüssen frei sind. Die einmalige Messung einer Größe hat keinen Aussagewert, erst der Nachweis ihrer Reproduzierbarkeit macht sie zu einem verwertbaren Wissensfaktor. Eine Methode gewinnt an Aussagesicherheit nicht dadurch, daß man sie glaubt, sondern ständig an ihr zweifelt (1).

Somit ist die Methodenkritik ein unerläßlicher Teil der wissenschaftlichen Objektivität und keine Polemik; vielmehr muß dieser ungerechtfertigte Vorwurf als polemisch bezeichnet werden.

Einer ähnlichen Richtigstellung bedarf auch der Vorwurf einer angeblichen emotionalen Irrationalität des Tierversuchsgegners, mit dem seine Argumente disqualifiziert werden sollen. Emotionalität ist eine moralische Entrüstung, die natürlich eine entsprechende Erkenntnisbasis voraussetzt und keineswegs eine intellektuelle Kontrolle ausschließt. Sie wird natürlich von dem nicht verstanden, der die christlich-ethischen Vorstellungen von Mitleid, Barmherzigkeit und Liebe zur Schöpfung durch egoistisches oder gruppenegoistisches Vorteilsstreben ersetzt hat. Es wird deshalb versucht, die Emotionalität mit einer Rationalität zu diskreditieren, die in Wirklichkeit nur eine von jeglicher Ethik befreite, rücksichtslose Ausbeutermentalität ist.

Moralisch-ethische Betrachtung

Die Selbstverständlichkeit ist schockierend, mit der die Tierversuche vielfach, und nicht nur von den Experimentatoren, pauschal für unverzichtbar erklärt werden, weil sie angeblich einen »Beitrag« zur Bekämpfung menschlicher Krankheiten und Gebrechen leisten würden.

Abgesehen davon, daß ein Vorteilserhalt den Menschen keineswegs dazu berechtigt, seine geistige und physische Überlegenheit zur qualvollen und milliardenfachen Tötung unserer Mitgeschöpfe zu mißbrauchen, bedeutet dies doch, daß jeder selbstbestimmte »Beitrag«, was man darunter auch immer verstehen mag, jeden erdenklichen Tierversuch rechtfertigen würde.

Gerade diese Einstellung hat zu der gegenwärtigen, nach Art, Zahl und Qual exzessiveren Tiervernichtung im Experiment geführt. Ihr liegt die verhängnisvolle Mentalität zugrunde, nach der andere Lebewesen nur zu dem Zweck existieren, sich ihrer zum persönlichen Vorteil und Gewinn – wie früher der Sklaven – jederzeit uneingeschränkt bedienen zu dürfen.

Allein die Zahl der sowohl weltweit, als auch im eigenen Lande in zahlreichen Instituten vielfach und mit gleicher Fragestellung durchgeführten Versuche belegt dazu eindeutig, daß von dem im Tierschutzgesetz verankerten »unerläßlichen Maße« keine Rede sein kann und die Dimension der experiment-getöten Tiere von Konkurrenzdenken, persönlichem Interesse und Wirtschaftlichkeitsmotiven bestimmt wird.

Neben der selbst beim Mitmenschen nicht beachteten eindeutigen Aussage des fünften Gebotes »Du sollst nicht töten!« wird in allen religiösen und philosophischen Moralauffassungen das Quälen und leidvolle Töten eines Mitgeschöpfes als unmoralisch bezeichnet und untersagt. Eine unmoralische Handlung wird aber nicht dadurch moralisch, daß man sie mit Eigennutzen, mit Vorteilserhalt oder ebenso motivierter wissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung begründet. Es kommt auch nicht darauf an, ob der Experimentator seine Handlungen mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Entscheidend ist, ob seine Tätigkeiten nach unverfälschter Moralauffassung von der Allgemeinheit geduldet werden können. Wenn das eigene Gewissen immer ein Kriterium für die Integrität einer Handlungsweise wäre, müßte jede Gesetzesübertretung geduldet werden. Hierbei ist der Betreffende doch auch der Meinung, seine Taten mit seinem Gewissen vereinbaren zu können.

Als Christ und als Mensch wird man sich den Gedankengängen von Papst Pius XII. anschließen müssen, der zu diesem Thema aus theologisch-dogmatischer Sicht erklärte:

»Die Tierwelt offenbart uns, ebenso wie die ganze Schöpfung, Gottes Macht, seine Weisheit und Güte. Sie verdient deshalb seitens des Menschen uneingeschränkt Ehrfurcht und Schutz. Jedes rücksichtslose Vorgehen mit Tötung der Tiere, jede Grausamkeit und Härte stehen darum im Widerspruch zu einem gesunden, menschlichen Empfinden. Die Rolle des Tierreiches im Schöpfungsplan besteht nicht darin, Gegenstand einer Ausbeutung irgendwelcher Art zu sein!« (2)

Das ist eine kompetente Beurteilung der fragwürdigen Berechtigung solcher Verhaltensweisen, jedoch keine Stellungnahme zur behaupteten Verwertbarkeit der Tierversuchsergebnisse für den Menschen. Hier sollen die Experimentatoren aus Wirtschaft und Wissenschaft selbst zu Wort kommen:

Verwertbarkeit, Übertragbarkeit, Wissenschaftlichkeit

Der führenden Mediziner der Firma Ciba-Geigy, Prof. Dr. W. Koella, sei mit seiner Stellungnahme zu den Arzneimittel-Nebenwirkungen zitiert:

»Wir haben gelernt, daß viele unserer positiven Voraussagen nicht zutreffen, daß eine therapeutische Wirkung auf ein gegebenes Krankheitsbild nicht vorhanden ist. Zusätzlich haben wir zu akzeptieren, daß Substanzen eine Wirkung auf bestimmte Krankheiten zeigen, für die wir aus unserem Screen (experimentelle Voruntersuchungen an Tieren/d.A.) keine Hinweise hatten.«

Und Prof. Dr. D. Lorke von der Firma Bayer hat zu berichten:

»Es gäbe kein ideales Modell (er meint Tier/d.A.), mit dem alle Vorgänge im menschlichen Organismus simuliert werden könnten. Es gibt zweifellos auch heute medizinische Anwendungsgebiete, bei denen für entsprechende Reaktionen des menschlichen Organismus kein befriedigendes »Modell« gefunden wurde.«

Prof. Dr. H. Weidmann, Leiter der pharmakologischen Abteilung der Firma Sandoz, stellt fest:

»Die tierexperimentellen Resultate der Krebstests, der Mißbildungstests und der Tests auf Schädigung der Erbmasse sind für den Menschen nicht maßgebend. Die einzige Möglichkeit, teratogen, mutagen und carcinogen Wirkungen von neu eingeführten Substanzen zu ermitteln, ist eine intensive klinische Überwachung des Menschen. Toxische Reaktionen des menschlichen Immunsystems sind am Tiermodell nicht darzustellen!«

Prof. Dr. Überla, ehemaliger Leiter des BGA (Bundesgesundheitsamt) der BRD, schreibt in einem Gutachten (19.10.1987):

»Tierexperimente sind grundsätzlich nicht auf den Menschen übertragbar!«

Auch die Firma Hoechst AG schreibt in »Welt am Sonntag« vom 19.12.1976:

»Die Wirksamkeit eines Medikamentes kann nur am Menschen getestet werden. Daher ist unbedingt eine langfristige klinische Prüfung am Patienten notwendig!«

Krankheitsaspekte

Doch nicht nur nach Ansicht der zitierten Wissenschaftler ist offensichtlich, daß eine humanmedizinische Erkenntnisgewinnung mittels Tierversuch ebenso unmöglich ist wie eine Wirkungsvoraussage, eine Medikamentensicherheit zu erhalten oder eine Giftigkeitsbewertung wirkungsunbekannter Fremdsubstanzen, sondern auch die Behauptung einer Erkenntnisgewinnung über menschliche Krankheiten und deren Heilungsmöglichkeiten ist schon am Ergebnis im Hinblick auf die allgemeine Gesundheitslage der Bevölkerung zu widerlegen.

An dieser Qualifizierung können auch die ständigen Wiederholungen interessensgebundener Wissenschaftler und Befürworter nichts ändern. Hier ist doch aufschlußreich, daß eine große Zahl von Tierexperimentatoren nach kritischer Beurteilung dieser Forschungsart und ihrer Resultate in der Humanmedizin diese Tätigkeit aufgaben und vielfach sogar ohne Rücksicht auf Konsequenzen die innere Größe hatten, ihre diesbezügliche Entscheidung zugunsten der Tiere öffentlich zu bekennen! (4)

Trotz der Hekatomben experiment-getöteter Tiere ist es der medizinischen Wissenschaft bisher nicht gelungen, ihr Erkenntnisobjekt – die menschliche Krankheit – in ihrer Entstehung ursächlich eindeutig zu identifizieren und den Begriff »heilen« in seiner endgültigen Funktionalität zu klären. Es gäbe sonst nicht so zahlreiche Therapiemethoden, die sich teilweise widersprechen, und die WHO könnte nicht festgestellt haben, daß durch alle Heilformen der Welt, von der Schulmedizin über die Homöopathie, Spagyrik, Geistheilung, mediumistische Heilvorgänge, Voodoo-Heilungen, Phioppono-Heiler bis Medizinmannheilung fast einheitlich ein Drittel der Krankheiten geheilt werden können, bei einem Drittel tritt eine Besserung ein und einem Drittel der Erkrankten kann nicht geholfen werden.

Bei der Krankheitsentstehung wird im allgemeinen von der Vorstellung ausgegangen, daß die menschliche Krankheit eine schicksalhafte Störung einer oder mehrerer biologischer Prozesse und chemisch-physiologischer Reaktionen sei, die mit einer pharmakologischen Substanz »geheilt« und die Folgen seit Jahren multifakturiell einwirkender gesundheitlicher Noxen beseitigt werden könnten.

Biologisch-medizinisch liegen jedoch die Ursachen eines Krankheitsprozesses vorwiegend im Versagen der Eigenabwehr und der Heilkraft des Körpers, was mit einer artifiziellen Schädigung des Organismus nicht vergleichbar ist. Im Experiment kann man nur künstliche Schäden am Tier setzen, also lediglich Symptome herbeiführen, nicht aber eine natürliche menschliche Erkrankung. Das ursprünglich gesunde Tier hat eine ganz andere Ausgangslage für seine Heilung als ein kranker Mensch, und es wird vielfach aus eigenen Kräften mit den zugefügten Schäden und Störungen seines biologischen Systems fertig.

Der Tierversuch wird außerdem auf eine bestimmte Fragestellung und Sachverhalt zugeschnitten und alle anderen Urachen und Teilursachen der erheblich verketteten Wirklichkeit unterdrückt. Die Vielzahl der mitauslösenden Faktoren mit gemeinsamer und oft auch potenzierender Wirkung werden unnatürlicherweise auf einen oder wenige reduziert, was nicht der Realität entspricht.

Ergebnisse

Wenn trotz jahrzehntelanger milliardenfacher experimenteller Tiervernichtung zum angeblichen Wohl des Menschen diese aber laufend kränker werden, wenn die bösartigen Tumore ebenso wie tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen ständig zunehmen und bei einer jährlichen Steigerungsrate von ca. 3% zur Zeit zwei Drittel aller Todesursachen ausmachen, wenn die Zahlen der akut und chronisch Kranken unvermindert anwachsen, wenn die Kosten der behandlungsbedürftigen Krankheiten langsam ins Unbezahlbare steigen, immer neue Krankheiten unbekannter Ursache entstehen und wenn bei Wartezeiten auf bestimmte Operationen eine Art Klassenmedizin sich abzuzeichnen beginnt, dann haben doch ganz offensichtlich die immensen unfreiwilligen Tieropfer keine verwertbaren und erfolgreichen Ergebnisse gezeitigt – oder sie wurden falsch interpretiert. (6)

Trotz dieser jedem zugänglichen Negativ-Bilanz wird zur Rechtfertigung und auch zur Selbstbestätigung immer wieder angeführt, daß die meisten medizinischen Diagnostik- und Therapiemethoden durch Tierversuche erarbeitet oder gar »gefunden« worden seien, obwohl solche Aussagen mit einer wissenschaftslogischen Denkweise unvereinbar sind:

Der korrekt analysierende und interpretierende Forscher in jeder experimentellen Disziplin kann aus seinem Versuch nichts anderes ersehen, als daß ein Tier unter den gegebenen Bedingungen eine bestimmte Reaktion oder Funktionsänderung seines Organismus erleidet bzw. diesen oder jenen operativen Eingriff gut oder schlecht vertragen hat. Jede darüber hinausgehende Ergebnisübertragung in die menschliche Situation ist eine Spekulation, bestenfalls eine Hypothese. Das Experiment muß immer in gleicher Weise am Menschen wiederholt werden und erst dann, wenn die Ergebnisse des Tier- und Menschenversuchs zur Gegenüberstellung auf dem Tisch liegen, kann eine eventuelle Vergleichbarkeit pharmakologischer Wirkungen erkannt und eine Übertragungsdimension beurteilt werden.

Eine Aussage über die unzähligen Möglichkeiten unerwünschter Nebenwirkungen, verschiedenartiger Giftigkeiten oder sonstiger Nebenschäden ist tierexperimentell jedoch in keiner Weise möglich. Das Versuchsergebnis vom Tier läßt nicht darauf schließen, daß der Mensch ebenso reagiert, kompensiert oder toleriert.

Wirkungs- und Verträglichkeitsbeurteilung

Chemische Fremdsubstanzen unterscheiden sich bezüglich Wirkung oder/und Verträglichkeit bei Mensch und Tier oft um mehr als das Tausendfache und bei einem bestimmten Wirkungsnachweis am »Tiermodell« haben sie im menschlichen Organismus oft gar keine, eine entgegengesetzte oder auch eine ganz andere Wirkung bzw. sind wirkungsgleich in unbekannter Dimension zwischen 0 und 100. Wenn dann außerdem der metabolische Abbau dieser Substanzen mit häufig entstehenden toxischen Zwischenprodukten und Interreaktionen mit anderen Stoffen sowie ihr Entgiftungs- und Ausscheidungsmechanismus unvorhersehbar und meistens auch unvergleichbar sind, wenn die biomechanische Verträglichkeit, Reaktionen und Kompensationsfähigkeit der Organismen keine verwertbaren Aussagen erlauben, wenn krebserregende oder organschädigende Nebenwirkungen, Genveränderungen, Fruchtschädigungen, Allergien oder Langzeitschäden an ihm überhaupt nicht für den Menschen beurteilbar und voraussehbar sind, dann stellt die interpolierende Ergebnisübertragung in die menschliche Situation ein unqualifizierbares Risiko dar, das einzugehen kein Experimentator bereit wäre.

Man kann es auch nicht als Modell für den Menschen bezeichnen, denn hierzu müßte zumindest eine berechenbare Vergleichbarkeit gegeben sein. Auch das ist nicht der Fall. An dieser Unverwertbarkeit bezüglich Voraussage und Sicherheit kann auch die ständig hochgejubelte Übertragbarkeitsquote nichts ändern, denn diese kann doch erst beurteilt werden, wenn identische Experimentwerte vom Menschen zum Vergleich zur Verfügung stehen.

Vorher ist dieser Quotient nicht bekannt und auch nicht errechenbar. Ebenso setzt die zur Rechtfertigung herangezogene Auswahl der vergleichbaren Tierspezies die Kenntnis der Wirkungen und Wirksamkeiten beim Menschen voraus! Ohne dieses Wissen kann das entsprechende Tier nicht ausgewählt werden!

Das heißt mit anderen Worten: Bei unbeurteilbarem Risiko und Ergebnis müssen die gleichen Experimente am Menschen vorgenommen werden. Erst rückblickend ist dann vergleichsweise eine Aussage darüber möglich, ob überhaupt, ob nein und wenn ja, in welchem Maße der menschliche Organismus wie der tierische reagiert bzw. in welcher Dimension die experimentellen Ergebnisse übertragen werden können. Dies wird dann unter dem Namen »klinische Erprobung« in vier Phasen durchgeführt. (7)

Auch der von den gleichen Wissenschaftlern beratene Gesetzgeber ist dieser Auffassung und hält die einfache interpolierende Übertragung der Tierexperimentwerte für unzumutbar gefährlich. Darum fordert er trotz der umfangreich vorhandenen Experimentergebnisse für die Zulassung jedes Medikaments und jedes Diagnostik- oder Therapieverfahrens in der Medizin den Nachweis auf Wirksamkeit, Verträglichkeit und Unbedenklichkeit am Menschen!

Entgegen vielfach zu hörender Behauptungen sind somit weder die relativ risikofreie Dosierung medikamentöser Substanzen, die sichere Anwendung anderer medizinischer Maßnahmen oder Operationstechniken, noch sonstige »Erfolge der Tierversuche« in der Humanmedizin auf die Tierexperimente zurückzuführen, sondern ausschließlich durch die notwendigerweise geforderte klinische Erprobung am Menschen gewährleistet.

Wenn somit die Erkenntnisse über Wirkung, Dosierung und Verträglichkeit nur am Menschen zu erlangen sind, können doch Tierexperimente nicht als medizinische Notwendigkeit bezeichnet werden! Jedes Wissen über Reaktionen und Wirkungen des menschlichen Organismus konnte nur am Menschen und nicht am Tier gewonnen werden.

Neue Medikamente

Sehr häufig ist selbst vom Fachmann zu hören, daß wirkungsunbekannte Fremdsubstanzen – Schlagwort: »Neue Medikamente«! – doch nicht gleich am Menschen ausprobiert werden könnten, weil dies zu gefährlich sei. Aus Sicherheitsgründen müßten sie erst am Tier auf ihre Schädlichkeit hin »getestet« werden. Es ist unerfindlich, mit welchen pharmakologischen Erkenntnissen solche »Sicherheitsanforderungen « begründet, unreflektiert übernommen und ständig weitergegeben werden. Bei solchen Tierversuchen im Hinblick auf therapeutische Verwertbarkeit chemischer Fremdsubstanzen werden die beim Tier unverträglichen und giftigen Wirkstoffe ausgesondert und nicht weiter geprüft.

Die tierverträglichen, pharmakologisch wirksamen Stoffe dagegen gelangen in den Menschenversuch, d.h. in die klinischen Erprobungsphasen.

Bei methodenkritischer, wissenschaftslogischer Betrachtung dieser Maßnahmen wäre leicht festzustellen, daß die Substanzen dabei nach den Kriterien ihrer Giftigkeit und Verträglichkeit am Tier beurteilt, eliminert oder am Menschen weitergetestet werden. Der Umstand jedoch daß sie am Tier ungiftig sind, besagt in keiner Weise, daß sie auch beim Menschen ebenso unbedenklich wären. Unabhängig von einer unvorhersehbar anderen pharmakologischen Wirkung können sie bei ihm doch sehr toxisch und schädlich sein. Unter diesen Aspekten zu behaupten, daß die Fremdsubstanz zur Sicherheit des Verbrauchers vorher am Tier überprüft werden müßte, um eine Anwendungssicherheit zu gewährleisten, ist eine ans Unverständliche grenzende Wissenschaftslogik. Die Risiken und Nebenwirkungen der Prüfphasen I und II am Menschen bestätigen dies ebenso eindrucksvoll, wie die später auftretenden Medikamentenschäden.

Darüber hinaus können die wegen Unverträglichkeiten am Tier von weiteren Untersuchungen ausgeschlossenen Substanzen erfahrungsgemäß beim Menschen nicht nur gut verträglich, sondern sogar therapeutisch erfolgreich einsetzbar sein!

Wissenschaftlichkeit der Experimentmethode

Die selbstgesetzten Kriterien der Wissenschaft für eine »Wissenschaftlichkeit« sind unter anderem die Vorhersehbarkeit, die Berechenbarkeit und die Reproduzierbarkeit einer Methode, Wirkung oder eines Effektes. Diese Voraussetzungen werden von keinem Tierversuch erfüllt, der verwertbare Informationen für den Menschen liefern soll.

In welcher Dimension hier eine exakte wissenschaftliche Grundlage zu vermissen ist, belegt eine Umfrage des BGA bei 1.526 Wissenschaftlern und Forschern aller Disziplinen an Hochschulen, in der Industrie sowie in staatlichen und privaten Forschungsinstituten, die sich mit der Bewertung der Aussagefähigkeit von Tierversuchen befassen. Bereits bei der elementarsten Form der Giftigkeitsbewertung traten erhebliche Auffassungsunterschiede zutage. 35% der Befragten maßen dem LD-50-Test gar keine bis geringe Bedeutung bei, und bei den benötigten Tierzahlen waren noch größere Schwankungsbreiten zu finden.

Für eine generelle Karzinogenitätsprüfung bei Langzeitmedikamenten sprachen sich erstaunlicherweise 60% der Hochschulangehörigen und 34% der Industriewissenschaftler aus, obwohl Einigkeit über die ungenügende tierexperimentelle Aussage des Krebsrisikos für den Menschen herrschte: 77% aller Befragten sind der Auffassung, daß die Krebsgefährdung hiermit nicht oder nur teilweise erfaßt werden könne! (8)

Der amerikanische Toxikologe Litchfeld hat bereits 1961 vergleichende Resultate zwischen toxischen Reaktionen beim Tier und Nebenwirkungen beim Menschen veröffentlicht:

  • 68% der giftigen Symptome, die bei Ratte und Hund auftraten, kamen auch beim Menschen vor.
  • 26%, die beim Hund, nicht aber bei der Ratte sich zeigten, wurden auch beim Menschen beobachtet.
  • 7% der Symptome, die bei der Ratte, nicht aber beim Hund auftraten, zeigten sich auch beim Menschen.

Diese an sich schon ungenügende Aussage würde noch dadurch verschlechtert, daß verschiedene Vergiftungsmerkmale nur beim Tier vorkamen und andere nur beim Menschen. Dazwischen läge eine große Zahl von toxischen Symptomen, die bei Mensch und Tier in unkalkulierbarer Häufigkeit zu beobachten waren (9). Auf weitere Faktoren, die eine Verwertbarkeit der Ergebnisse zusätzlich verunmöglichen, soll hier nicht eingegangen werden.

Neuere Untersuchungen stammen von dem Hamburger Experimentator Leuschner. Er hat 23 chemische Verbindungen tierexperimentell nach neuesten Wissenschaftskriterien, im Mittel jeweils 16 Jahre lang, untersucht, wobei also von einer optimalen Untersuchungstechnik gesprochen werden kann. Danach konnten nur in 50,3% der getesteten Substanzen die menschlichen Nebenwirkungen auch beim Tier beobachtet werden. In dieser vergleichenden Bewertung sind aber die kanzerogenen und embryotischen Schäden nicht enthalten, da hierzu auswertbare klinische Befunde nicht vorlagen. Also ungefähr die Sicherheitsvoraussage wie bei einem Wahrsager, nämlich 50%. Berücksichtigt man dann noch die wohl bedeutungsvollsten krebserregenden und fruchtschädigenden Wirkungen dieser Substanzen, so kommt man zu einer Aussagewahrscheinlichkeit, die weit unterhalb von 50% einzuordnen ist. (3)

Diese Fakten dürften den bekannten Toxikologen und Pharmakologen H. Hensel der Uni Marburg zu seiner Stellungnahme veranlaßt haben, daß es sich hier um einen Vorgang mit geringerer Chance auf einen Treffer als bei einem Lotteriespiel handelt. Die umfassende Überprüfung einer neuen wirkungsunbekannten Substanz auf ihre Giftigkeit für Mensch und Umwelt kostet mehr als zwei Millionen DM als untere Grenze des Durchschnitts. Die Kosten werden auf die Produktion abgewälzt, so daß der Verbraucher und Steuerzahler nicht nur das Risiko der Anwendung, sondern auch den enormen finanziellen Aufwand dieser unsicheren Abschätzung zu tragen hat (10).

Die Königin der Wissenschaftslogik, die theoretische Physik, aus der alle Wissenszweige hervorgegangen sind, definiert die Bedingungen einer wissenschaftlich quantifizierbaren Methode wie folgt:

  1. Bei jeder Messung als Basis für eine theoretische Voraussage von Ergebnissen ist in jedem Wissensgebiet eine Quantifizierung nur dann verwertbar, wenn zwischen den Meßgrößen eine mathematische Beziehung hergestellt werden kann. Ohne diese ist die Methode für die Zielsetzung nutzlos.
  2. Die einmalige Messung einer Größe hat keinen Aussagewert. Erst der Nachweis einer Reproduzierbarkeit macht sie zu einem verwertbaren Wissensfaktor.
  3. Die quantifizierende Methode beschreibt nicht die Wirklichkeit, sondern einen reduktionistischen, modellartigen Teilaspekt. Wenn der für die Zielsetzung sinnvolle Bereich der Fehlerquellen nicht eingegrenzt werden kann, ist die Methode gefährlich fehlerhaft.
  4. Die Angabe eines Meßwertes ohne gleichzeitige quantifizierende Angabe der Meßfehlergrenzen ist sinnlos. Solche Meßfehler könnten statistisch oder methodologisch sein. Wenn sie nicht quantifiziert oder zumindest berechenbar abgeschätzt werden können, ist der Meßwert wissenschaftlich bedeutungslos und unbrauchbar.
  5. Meßwerte gewinnen an Sicherheit und Aussage nicht dadurch, daß man sie glaubt, sondern an ihnen zweifelnd kontrolliert.
  6. In Abhängigkeit der Fehlerquellen fließen Vorstellungen und Wünsche des Messenden in die Meßergebnisse ein und spiegeln weniger den objektiven Sachverhalt, als vielmehr die Absichten und Zielsetzungen des Experimentierenden wieder. Dieser bekannte Umstand wird psychologisch als Rosenthal-Effekt bezeichnet.
  7. Nur wenn der Messende in seiner Tätigkeit eigene Wünsche und Vorstellungen genügend zu abstrahieren in der Lage ist, haben die Meßergebnisse – unabhängig von den anderen Voraussetzungen – Aussicht auf Reproduzierbarkeit. (1)


Vergänglichkeit der Wissenschaftserkenntnisse


Bei allen erlangten Erkenntnissen ist das größte Problem, ob und für welche Zeit sie eine anerkannte Wissenschaftsgrundlage abzugeben in der Lage sind, denn zahlreiche der bedeutendsten Forschungserkenntnisse, von denen man sich solch einen »Durchbruch« in der Krankheitsbekämpfung versprach, waren kurze Zeit später überholt oder sogar als unrichtig erkannt. Medizinhistoriker sind der Meinung, daß zwei Drittel aller mit dem Nobelpreis gewürdigten medizinischen und biologischen Erkenntnisse nach zehn Jahren sich als unzutreffend herausstellten. So wurde z.B. 1929 der Däne Dr. J.A. Grib-Fibinger mit diesem Preis geehrt, weil er die »Spiroptera neoplastica carcinomatosa« entdeckt habe, die in der Küchenschabe vorkäme und Krebsauslöser sein soll. All seine experimentellen Ergebnisse konnten nie reproduziert werden.

Mit dieser Feststellung ist nicht beabsichtigt, die Leistungen dieser Wissenschaftler herabzusetzen, sondern nur zu einer realistischen und objektiven Betrachtung der Forschungsresultate im Rahmen der jeweiligen Grenzen anzuregen.

Teil 2

Wie verlogen die Schulmedizin ist und wie erfolgreich sie bemüht ist, für sie unangenehme Fakten zu verschweigen, zeigt dieser zweite Teil der Arbeit von Dr. Hartinger. Eine gnadenlose Abrechnung mit dem wissenschaftlich verbrämten Unfug der Tierversuche. Wer sich aber mit dem Nonsens der Tierversuche beschäftigt, stößt zwangsläufig auf eine riesige, hohle Sprechblase namens orthodoxe Medizin.


Das Impf-»Problem«

Ein ebenso häufig wie unreflektiert zu hörender Rechtfertigungsversuch der Tierversuche ist die Behauptung, daß auf diese Weise die Impfung »entdeckt« und die Infektionskrankheiten damit »ausgerottet« worden seien. Solche Feststellungen können nur geäußert werden, wenn man sich mit diesbezüglichen Werbeslogans als Beurteilungsgrundlage zufriedengibt.

Als der englische Arzt Edward Jenner 1796 erstmals in der Medizingeschichte einen gesunden Jungen gegen Pocken impfte, hatte er nie Tierversuche gemacht und nicht einmal daran gedacht. Seine empirischen Beobachtungen der Erkrankungsfälle veranlaßten ihn im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit, diese Methode zur Verhütung von Infektionen auszuprobieren. Die Verlaufskontrollen späterer Infektionen mit Pockenlymphe bestätigten zwar die Wirksamkeit dieser Maßnahme, jedoch konnte er die zunehmenden unerwünschten Neben- und Spätschäden noch nicht kennen und das Impfrisiko in seine Abwägung und Beurteilung nicht mit einbeziehen.

Solche Nebenwirkungen veranlaßten England nach ca. 15-jähriger Beobachtung, die Pockenimpfpflicht wieder aufzuheben, und wenige Jahre später folgten auch die Niederlande um die Jahrhundertwende dieser Entscheidung. Leider wird nie erwähnt, daß diese beiden Länder trotz ihrer engen personellen und wirtschaftlichen Beziehungen zum Orient und Asien seitdem gegenüber den Impfverpflichteten anderen europäischen Ländern die geringste Infektionshäufigkeit haben.

Vielfach unbekannt ist auch die ca. 10-jährige Vergleichsstudie der WHO mit der Tuberkulose-Impfung in Indien in den 70er Jahren. Es mußte festgestellt werden, daß die anschließende Infektionshäufigkeit bei den Geimpften höher war als bei den Ungeimpften. Unerwähnt blieben dabei die Nebenschäden, jedoch führte diese Studie in Verbindung mit den Erfahrungen der Pockenimpfungs-Spätschäden zur dringenden Empfehlung der WHO, den Impfzwang gegen Pocken aufzuheben, der die BRD 1983 dann nachkam. (12)

Impfungen haben auch nichts mit Seuchenrückgängen zu tun, denn diese begannen jeweils lange vor einer Impfeinführung; die Impfungen ließen fast immer negative Auswirkungen auf die durch bessere hygienische und soziale Verhältnisse begründete Rückgangstendenz erkennen. (11)

Die renommierteste Seuchenbekämpfungsbehörde der Welt, das »Center for Disease Control« in Atlanta (CDC) versucht seit Jahrzehnten vergeblich, die Tuberkulose in USA auszurotten und hat dies jetzt für 2010 prophezeit. Der Leiter mußte bekennen, daß der kürzliche Rückgang der Erkrankungshäufigkeit nur die sozial höheren Schichten der Weißen betroffen habe, bei den sogenannten Risikogruppen der Armen mit falscher Ernährung, Alkohl-, Drogen-, Tabletten- und Niktionkonsum sei sie um das Doppelte angestiegen.

Dazu würde auch beitragen, daß die Impfung in sehr unterschiedlicher Häufigkeit nur von 0-65% gegen die Infektion schütze. Sein pessimistisches Resümee lautet deshalb:

»Solange Menschen ihr Leben unter solchen Verhältnissen in Armut, bei schlechter Ernährung und miserablen Wohnverhältnissen verbringen müssen, wird die Tuberkulose wohl kaum unter Kontrolle zu bringen sein!« (3)

10 Milliarden DM Steuergelder für Impfschäden

Bei der Bewertung jeder medizinischen Methode muß zwischen den Vor- und Nachteilen für den Patienten abgewogen und somit auch die Folgeschäden berücksichtigt werden. Deshalb sei erwähnt, daß in der (alten) BRD bei einer Ablehnung der Impfschadensanträge bis zu 85% (31.12.1986 = 8059 Anträge, 5457 Ablehnungen) 2517 Impfschadensfälle mit lebenslang pflegebedürftiger geistiger und körperlicher Behinderung anerkannt wurden. Dafür muß der Steuerzahler – nicht der Impfstoffhersteller oder eine Versicherung – etwas mehr als 10.000.000.000 (in Worten: zehn Milliarden) DM aufbringen. Dabei nicht mitgerechnet sind die Impfschadensfälle mit einer Behinderung von weniger als 100% oder mit nicht nachgewiesener Kasuistik, für deren Versorgung die Pflichtmitglieder der gesetzlichen Krankenkassen aufzukommen haben.

Leicht kann sich auch beim Statistischen Bundesamt und bei den Versorgungsämtern anhand ihrer Statistiken unterrichtet werden, daß der Rückgang der Infektionshäufigkeiten bei allen Erkrankungen schon lange vor Beginn der Impfung einsetzte. Die eindeutig erkennbare abfallende Tendenz wurde nur gebremst und verlangsamt, als man mit Impfungen begann! Dann verliefen die Kurven flacher und verzögerten den durch bessere Sozial-, Ernährungs- und Lebensverhältnisse begründeten Rückgang. (11)

Insofern bestätigten sich die fachkompetenten Feststellungen von Louis Pasteur:

»Der Keim ist nichts, das Terrain ist alles!«

Werden solche Erkenntnisse von den Impfbefürwortern eigentlich ernstgenommen?

Der Diabetes

Noch häufiger muß die Zuckerkrankheit dafür herhalten, die Notwendigkeit und Verwertbarkeit von Tierversuchen zu begründen. Es wird behauptet, daß die Erkenntnisse über den Diabetes und seine Heilung nur durch Tierexperimente möglich gewesen seien. Wie bei den anderen Argumenten, so zeigt sich auch hier bei objektiver und differenzierter Betrachtung die Unhaltbarkeit solcher öffentlichen Erklärungen, und man muß sich fragen, geschehen solche leicht widerlegbaren tierversuchsbefürwortenden Äußerungen bewußt oder unbewußt?

Immer wieder ist zu hören, daß der Diabetes 1889 von Mehring und Minkowski durch Experimente am Tiermodell »entdeckt« worden sei. Jeder mit der Medizingeschichte einigermaßen Vertraute kennt die aufschlußreichen Bücher des amerikanischen Militärarztes Dr. William Beaumont, der mit seinen Darstellungen über die Bedeutung der Bauchspeicheldrüse und ihrer Funktion bei der Verdauung Weltberühmtheit erlangte und deshalb in das Buch »Große Ärzte der Weltgeschichte« einging. Beaumont hat keinen einzigen Tierversuch gemacht, sondern er sammelte seine Erfahrungen als Arzt und Militärarzt bei der Behandlung Bauchverletzter mit Beteiligung der Bauchspeicheldrüse.

Alleine auf seinen Arbeiten und Kenntnissen aufbauend erlangte der Experimentator Claude Bernard zweifelhafte Berühmtheit, als er zehntausende von Tieren, meistens Hunde, ohne jede Betäubung mit auf den Tisch festgenagelten Pfoten vivisezierte, laparotomierte und pankreasektomierte, um Näheres über den Zuckerhaushalt herauszufinden. Vergeblich, er konnte nicht mehr in Erfahrung bringen, als was Beaumont schon vor 50 Jahren festgestellt hatte. Was Bernard als »große Entdeckung« zugeschrieben wurde, war die irrige Annahme, die Leber produziere den Zucker aus dem Nichts. Darauf aufbauend nahm man bis vor wenigen Jahren noch an, die Leber könne den Zucker speichern und bei Bedarf wieder freisetzen.

Zur Situationsbeschreibung soll die gerichtliche Aussage eines Mitarbeiters von Bernard herangezogen werden, dem englischen Arzt Arthur de Noe Walker:

»Ich verzichte darauf, diese furchtbaren Experimente kritisch näher zu beschreiben. Ich fühle zu große Verachtung für diesen Experimentator und zu großes Grauen vor den Experimenten. Ich hätte diesen Mann sofort seines Amtes enthoben!«

Wiederum waren es empirische Forschung und Beabachtung des Kranken und keine Tierversuche, als der Pathologe Langerhanns 1869 die nach ihm benannten »Langerhanns’schen Inseln« in der Bauchspeicheldrüse fand und dort mit Recht die Produktion des den Zuckerhaushalt regulierenden Stoffes vermutete.

Auch die Kanadier Nating und Brecht fanden dann das den Kohlehydratstoffwechsel organisierende INSULIN nicht im Tierversuch, sondern sie besorgten sich für ihre Forschung regelmäßig die Bauchspeicheldrüsen im Schlachthaus, aus denen sie dann mit angesäuertem Alkohol das Insulin extrahierten. Noch heute wird der größe Teil des Insulins für die humanmedizinische Behandlung auf diese Weise gewonnen. (12)

Ein sehr interessanter Aspekt soll in diesem Zusammenhang hier eingefügt werden, welcher die Unsicherheiten, Unkalkulierbarkeiten und Inkonsequenzen der Untersuchungsmethoden sowie der Medikamentenentwicklung veranschaulicht: Das Insulin wurde in der Therapie für den Menschen angewandt, bevor man tierexperimentell feststellte, daß es bei Kaninchen, Mäusen, Ratten, Hühnern und anderen Labortieren Mißbildungen der Nachkommen verursacht. Hätte man das vorher gewußt, wäre es wahrscheinlich nie zur Diabetes-Behandlung eingesetzt worden! Es handelt sich hier um eines der vielen falsch-positiven Tierversuchsergebnisse, wie sich erst später herausstellte. (13)

Unabhängig davon muß noch festgehalten werden, daß die Behandlung mit Insulin keine Heilung der Krankheitsursache darstellt, sondern lediglich eine Substitutionstherapie mit all ihren Folgen. Die Krankheit selbst wird nicht gebessert, sondern die an sich schon unzureichend arbeitenden Langerhanns’schen Zellen werden noch atrophischer und der Patient bleibt lebenslang zunehmend von dieser Zufuhr abhängig.

Darum haben sich die Todesfälle durch Diabeteserkrankung trotz oder wegen dieser Substitutionstherapie relevant vermehrt und nicht vermindert. 22 Jahre vor der Entdeckung des Insulins – um 1900 – betrug die Mortalität in Amerika 11 auf 100.000 Einwohner, 1954 waren es 15,6 Tote, 1936 starben am Diabetes 17,2 und 1973 waren es 27,8 und die Zahlen steigen weiter an.


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1 Kommentar zu „Tierversuche“

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